Am 30. August hatten wir, gemeinsam mit dem Seniorennetzwerk Nippes und der Seniorenvertretung Nippes, zur vierten Auflage der Stadtteilkonferenz eingeladen. Entsprechend war diesmal das Thema „Senioren & Mobilität“: Was kann, sollte, muss sich im Veedel ändern, damit Nippes seniorengerechter wird? Was kann man sich aus anderen Veedeln und Städten abschauen? Und welche Sachen laufen bereits jetzt gut?
Das war eine schöne Resonanz: 27 Gäste waren in die Scheune des Bürgerzentrums Altenberger Hof gekommen, um bei der vierten Auflage der Stadtteilkonferenz mitzudiskutieren und -debattieren – darunter auch die Nippeser Bezirksbürgermeisterin Dr. Diana Siebert sowie die Gastgeber, der 1. Für-Nippes-Vorsitzende Najib Ramz und Julius Lang, Leiter des Seniorennetzwerk Nippes.
Eine Menge Ideen für mehr Barrierefreiheit und Sicherheit im Veedel kamen zusammen: unter anderem längere Fußgänger-Grünphasen an wichtigen Ampel-Übergängen, die Reaktivierung der früheren Buslinie 148 zum Johannes-Giesberts-Park, mehr Licht an der Haltestelle Neusser Straße/Gürtel, mehr Fahrrad- und Spielstraßen und ein Ende des (illegalen, aber stellenweise geduldeten) Parkens auf Bürgersteigen, sowie des Werbetafel-Wildwuchses auf der Neusser Straße. Außerdem müsse es feste Ausleih- und Rückgabestationen für E-Scooter geben, sowie Bürgersteig-Absenkungen auf Nullniveau, damit man mit Rollstuhl und Rollator besser die Straßenseite wechseln kann. Und natürlich auch „Klassiker“ wurden gewünscht: allgemein mehr Bänke und Sitzgelegenheiten, sowie vor allem Toiletten – ein großes Problem in Nippes, wie sich die Runde einig war.
Punkten kann Nippes bereits mit dem „Isi“-Pilotprojekt der KVB, bei dem man sich zum Nahverkehrs-Tarif (quasi) ein Taxi bestellen kann sowie den allgemein guten ÖPNV, durch die immer zahlreicheren Wasserspender, die für Fahrräder geöffneten Einbahnstraßen, das neue Tempo 30 auf der Neusser Straße sowie die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten. Auch das Kulturangebot sowie der fußgängerfreundliche Leipziger Platz und die Diagonal-Querung an der Wilhelmstraße wurden lobend erwähnt.
Als Vorbilder aus anderen Veedeln oder Städten sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Tempo-10- und -20-Zonen im Zentrum von Dellbrück, die autofreie Deutzer Freiheit oder die einspurig geplante Kalker Hauptstraße. Aus Budapest könnte man sich den für Über-60-Jährige kostenfreien ÖPNV, aus Madrid die festen Punkte für E-Scooter-Ausleihen und aus Barcelona das Modell der autofreien „Superblocks“ abschauen.
Kontroversen in der Runde gab es darüber, wie viele Auto-Parkplätze verbleiben sollen. Zahlreiche Senioren seien nun mal bei Besorgungen auf ihr Auto angewiesen, so eine Teilnehmerin. Auch die Ausweitung der Lokalterrassen auf früheren Parkstreifen, wie auf der Neusser Straße zu sehen, wurde nicht ungeteilt begrüßt.
Bezirksbürgermeisterin Siebert war beeindruckt von den sehr zahlreichen Ergebnissen und Rückmeldungen aus der Runde. „50 Bänke haben wir schon aus unserem Klimaprogramm beschlossen, sie kommen 2023“, kündigte sie hinsichtlich dem Wunsch nach mehr Sitzgelegenheiten an. „Die längeren Grünphasen an der Kempener Straße haben wir ebenfalls schon beschlossen. Manchmal dauern Sachen in Köln eben Jahre, auch wenn es sich um kleinere Dinge handelt.“ Im Rahmen der Umgestaltung der Neusser Straße solle es an den Kreuzungen Kempener / Neusser Straße und Neusser / Wilhelmstraße Zebrastreifen geben, wo der Fußverkehr immer Vorfahrt bzw. „Vorgang“ hat. Auch ein Antrag für feste E-Scooter-Ausleihplätze sei bereits verabschiedet. „Wir tun was wir können, um sinnvolle Vorschläge umzusetzen“, versprach die Bezirkschefin.
Die 5. Stadtteilkonferenz wird am 12. August 2023 stattfinden, diesmal zum Thema „Jugend & Sport“.