Schon seit 2010 gibt es konkrete Überlegungen und Modelle, die Neusser Straße im Nippeser Zentrum komplett neu zu gestalten. Seitdem sind schon 12 Jahre vergangen, und immer noch ist auf der Einkaufsmeile im Prinzip alles beim Alten… aber im Hintergrund laufen Planungen; auch eine erste Bürgerbeteiligung hat stattgefunden. Wir geben einen Überblick über den aktuellen Stand, und eine kleine Chronologie der Dinge.
Schon im Jahr 2010 hat es ein konkretes Modell gegeben, um die Neusser Straße neu zu planen: Das Leverkusener Verkehrsplanungsbüro Isaplan hatte sich mit dem 1100 Meter langen Abschnitt zwischen dem Abzweig Kempener Straße und der Kreuzung Niehler Kirchweg beschäftigt. Heraus kam ein ziemlich revolutionäres Konzept: Alle sechs Ampelanlagen – Kempener Straße, Cranach-/Kuenstraße, Wilhelmstraße, Florastraße, Blücher-/Schillstraße und Niehler Kirchweg – wollten die Planer durch Alternativen ersetzen, wie Kreisverkehre, begehbare Mittelstreifen oder eine Art verkehrsberuhigten Shared-Space-Bereich (Florastraße / Golde Kappes). Es sollte mehr Platz für Fußgänger und Radler geben und Platz für mehr Grün entstehen. Die Bezirksvertretung Nippes hatte das Konzept in ihrer Sitzung begeistert aufgenommen und als weitere Planungs-Unterlage auf den Weg gebracht.
Im Jahr 2017 präsentierte die Stadt erstmals konkrete Umbaupläne. Von der völligen Ampelfreiheit hat sie sich verabschiedet; so sollen die Ampeln an Niehler Kirchweg, Blücher-/Schillstraße (wegen der hier abbiegenden Buslinie 140, für die der Kreisel zu eng wäre) und Wilhelmstraße bleiben. Die danach nochmals überarbeiteten Pläne fielen im Herbst 2019 bei der Info-Veranstaltung im Bürgerzentrum Altenberger Hof bei den meisten Anwesenden ziemlich durch: Zu wenig Platz und Sicherheit für den Radverkehr böte das Konzept, da unter anderem nur 50 Zentimeter breite Schutzstreifen für den Radverkehr eingeplant waren. Hingegen sorgten die an mehreren Stellen im 2×2-Muster angeordneten Parkplätze für Unverständnis, da sie viel Platz zulasten der Bürgersteige verbrauchten und auch zu „Rangierverkehr“ geführt hätten. Für Ideen sozusagen „outside the box“, wie eine Einbahnstraße, oder aber baulich abgetrennte Radwege in der Straßenmitte, seien die Planungen schon zu weit fortgeschritten, hieß es.
Im Frühjahr 2021 stoppte das neue Nippeser Bezirks-Fünferbündnis aus Grünen, FDP, Linken, Wählergruppe Gut und Klimafreunden (inzwischen Fraktion Gut & Klimafreunde) die bisherigen Planungen und beauftragte eine Bürgerbefragung. Seit Mai 2021 gilt auf der Neusser zudem Tempo 30. Zugleich hat das neue Bündnis beschlossen, (im Einklang zu früheren Bezirks-Beschlüssen) den geplanten Kreisverkehr am Abzweig Kempener Straße als ersten Schritt der Umgestaltung Neusser Straße in Angriff zu nehmen. Die Bürgerbefragung fand im August 2021 statt – knapp ein Jahr später veröffentlichte die Stadt die Ergebnisse.
Und siehe da: Es bleibt kompliziert! Die meistgenannten Wünsche der Teilnehmenden waren mehr Aufenthaltsqualität auf der Nippeser Hauptmeile, mehr Begrünung sowie Entsiegelung und Wasserflächen. Auch weniger / keine Parkplätze und breitere Fußwege landeten bei den Wünschen ganz oben. Doch in der Grundfrage, wie der Verkehr zukünftig laufen soll, gab sich ein uneinheitliches Bild: Eine einfache Mehrheit votierte für eine autofreie Neusser Straße, dicht gefolgt von der Einbahnstraße und einer „Nur“-Verkehrsberuhigung im Zentrum. Die Stadt favorisiert dagegen Letzteres. Hilfe bei den Planungen könnte die Idee liefern, den Nippeser Teil der Neusser Straße von einer Bundes- zur Gemeindestraße zurückzustufen. Dann hätte die Stadt mehr Kompetenzen bei der Umgestaltung. Dies soll bei der Bezirksregierung Köln beantragt werden.
Bis Ende 2022 wird die Verwaltung die laufenden Vorentwürfe weiter ausarbeiten, und diese dann im Winter 2022/23 der Bezirksvertretung Nippes und dem Verkehrsausschuss vorlegen. Wir bleiben dran!