„Wildwest“ auf der Kempener

Seit Ende Oktober ist die Brücken-Schleife der Kempener Straße über den Mauenheimer Gürtel für Autos, Motorräder und Lastwagen gesperrt. Freigegeben ist sie nur noch für Fahrräder, jedoch haben auch Busse und Einsatzfahrzeuge freie Fahrt. Das Problem: Bislang hält sich so gut wie niemand an die neue Regelung – was teils auch an der unzureichenden Beschilderung liegen könnte. Eine Gruppe von Fahrrad-Aktivisten hat nun an Ort und Stelle demonstriert.

Trotz der Sperrung fahren etliche Auto- und Lkw-Fahrer weiter über die Brücke Kempener Straße.

Für mehr Sicherheit für den Radverkehr ist die Brücke über die Kempener Straße in Richtung stadtauswärts nun als Radweg ausgewiesen; außerdem haben Busse (u.a. die KVB-Linie 147) sowie Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei dort freie Fahrt. Die Sperrung ergibt Sinn, denn die Strecke ist eine wichtige Rad-Pendelroute von Nippes in Richtung Mauenheim, Weidenpesch und Longerich: Auf der anderen Seite des Gürtels kann man über die sehr ruhige Etzelstraße weiter in Richtung Norden fahren, unter anderem zur Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule, die genau an der Strecke liegt. Der Abschnitt der Etzelstraße zwischen Weidenpesch und Longerich ist bereits heute eine Fahrradstraße, wo Tempo 30 gilt und der Radverkehr Vorrang vor Motorfahrzeugen hat.

Für den Autoverkehr auf den Gürtel in Richtung Ehrenfeld gibt es den U-Turn kurz vor der Merheimer Straße. Hier lässt sich genauso gut auf den Gürtel kommen wie über die Brückenschleife, mit allerhöchstens ein paar wenigen Sekunden Zeitverlust im Vergleich zur alten Strecke. In Gegenrichtung, also vom Mauenheimer Gürtel stadteinwärts in Richtung Kempener Straße, ist alles beim Alten: Hier ist motorisierter Verkehr nach wie vor erlaubt.

Das bisherige Schild ist nicht sonderlich auffällig…

Wie tägliche Beobachtungen jedoch zeigen, wird die Sperrung fast komplett von Pkw-Fahrern ignoriert. Stellenweise gibt es gefährliche Situationen – Autofahrer bedrängen Radler, die nun (zu Recht!) die komplette Spurbreite nutzen; es gibt waghalsige Überhol- und Schneidemanöver. Stellenweise kann man mehrere Pkw hintereinander sehen, die in Kolonne über die Brücke fahren.

Eine Gruppe von Anwohnern hat nun für eine Stunde gegen die Missstände demonstriert – und die Brückenzufahrt bewusst zugestellt. Nur Busse und Räder ließen sie durch. Mit den am Abbiegen auf die Brücke gehinderten Autofahrern gab es zum Teil hitzige Diskussionen, während sich der Verkehr dahinter weit zurückstaute. Auch die Polizei war vor Ort, und postierte sich auf der Brücke.

Ein Team aus sieben Personen war am Freitagmorgen auf der Brücke, verstellte die Auffahrt auf die Brücke und stellte Pkw-Fahrer, die trotz Verbots auf die Brücke abbiegen wollten, zur Rede.

Neben purer Ignoranz seitens Pkw-Lenkern, und einem gewissen „Herdentrieb“, könnte jedoch auch die bislang unzureichende Beschilderung eine Rolle spielen: Ein kleines Schild, kurz hinter dem Kreisel, weist auf die neue Regelung hin. Es wirkt recht unscheinbar und ist leicht zu übersehen. Die Stadt hat jedoch inzwischen angekündigt nachzubessern – in Kürze sollen zwei neue, größere Schilder vor der Brücke installiert werden. [Nachtrag: Die beiden neuen Schilder hängen, die Situation ist aber leider – dem Augenschein nach – unverändert.]